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Wie Humor den Umgang mit dem Tod erleichtern kann

September 2023:


Für Hospizbegleiter in Bad Laer.

Wie Humor den Umgang mit denm Tod erleichtern kann.

Lachen, tanzen, ausflippen: Ein Humor-Workshop soll ehrenamtliche Hospizbegleiter auf ihre Arbeit vorbereiten. Im Auftrag des Hospizvereins Lebensfreude Bad Laer bildete die gelernte Clownin Astrid Haucke 28 Ehrenamtliche in Sachen Humor fort. Für die Arbeit der Ehrenamtlichen ist dieser besonders wichtig, denn die Lebensfreude soll den Hospizpatienten verbliebene Zeit so lebenswert wie möglich gestalten.


Der Humor-Workshop ist Teil der umfangreichen Ausbildung der Ehrenamtlichen. Acht Personen aus der Gruppe die am 11. November im Hotel Storck zusammenkam, werden noch auf das Ehrenamt vorbereitet. Die etwa 100 Unterrichtseinheiten umfassende Ausbildung wird im Dezember abgeschlossen sein. Unter den Azubis ist Viktoria Schürmann. Der 27-Jährigen war es wichtig, dass sie auf jeden Fall ein Ehrenamt machen werde. Dies nimmt sie aus ihrem Elternhaus mit.


Wer hilft, bekommt viel zurück.


Die Beschäftigung mit dem Thema Sterben begann, als sie als Messdienerin an Beerdigungen teilnahm. „Da hatte ich das Gefühl, dass ich schon immer mit trauernden Menschen umgehen konnte", so Schürmann. 2016 absolviert die junge Frau ein Praktikum bei einem Bestattungsinstitut. „Bei diesem Umfeld, wünscht man sich, dass jemand da ist und sich Zeit nimmt."Auch im Bekanntenkreis macht Schürmann Erfahrungen mit Sterbenden: „Da habe ich bemerkt, dass man durch das Menschliche und Authentische super viel zurückgeben kann. Einem gibt es auch ganz viel, geholfen zu haben." Sie zieht nach Bad Laer und wird auf den Hospizverein aufmerksam. „Da finde ich, dass alles, was ich gelernt habe, in diesem Ehrenamt perfekt aufeinander trifft."





Die Idee, einen Humor-Workshop für die Sterbebegleiter des Hospizvereins zu nutzen, kam Adriane Brandt. Die leitende Koordinatorin des Hospizvereins Lebensfreunde hörte bei dem Besuch einer Fachmesse den Erlebnissen eines Klinik-Clowns zu. „In der Sterbebegleitung ist Humor wichtig. Natürlich gibt es traurige Momente, aber wir müssen immer erst mit einem Lächeln ankommen.


„Das ist das Allerwichtigste, was wir tragen", sagte Brandt. Der Humor nützt nicht nur den Patienten, sondern hilft auch dem Eigenschutz der Teilnehmer. „Wir versuchen durch die Ausbildung auch eine Selbstschutzresilienz unserer Mitarbeiter zu schaffen." Zum Zertifikatskurs gehören auch Themen wie Demenz, Trauer, Nähern und Distanz.


Humor kann Umgang mit dem Tod erleichtern.


„Eine Hospizbegleitung beginnt häufig über die Anfrage durch die Angehörigen", so Brandt. In einem Gespräch hört sie erst einmal den Menschen zu. „Oft ist es so, dass sie überladen sind mit irgendwelchen Diagnosen und hören niemanden, der sagt: ,Wie geht es Ihnen?' Wir sind auch für die Angehörigen da und können auf spezialisierte Dienste hinweisen. Da gibt es jede Menge Möglichkeiten zu Unterstützung."


Nach dem Gespräch spricht die Koordinatorin mit einer Begleitung, die zum Patienten passen könnte und klärt Details und Zeiten ab. „In einer akuten Phase wechseln wir von einem wöchentlichen Modus in einen täglichen, so wie die Familie das wünscht." Solch ernste Begebenheiten können durch den Einsatz von Humor erleichtert werden.



„Es gibt viele Clowns, die auch in Seniorenhäusern oder Hospizen arbeiten. Auch die Clowns haben Spezialgebiete", erläuterte Clownin Astrid Haucke. Persönlich hatte sie Berührung mit dem Thema durch eine Nahtoderfahrung in ihrer Kindheit. „Mir ist nicht gänzlich fremd, worum es geht. Ich habe auch eine medizinische Ausbildung genossen. Mir sind die Settings, der Rahmen vertraut, in dem sich die Menschen befinden. Ob betroffene oder begleitende Personen."


Die Clownerie als Humor-Fähigkeit sieht Haucke als Motto an: Humor ist ein Lebenselixier. „Da geht es immer um im Fluss sein, authentisch sein, mit dem, was gerade ist. Spontanität, Wertschätzung und Menschsein." So ist auch humorvolles Spielen teil der Ausbildung. In einer Übung bringen die Teilnehmer durch das Stichwort „Freak out" alle zum lustigen Ausflippen, welches Lebensfreude herstellt.


Haucke betont, wie Humor hilft, Distanz von ernsten Situationen zu gewinnen: „Haben wir einen Verlust oder etwas Schweres zu beklagen und zu verarbeiten, dann ist es die Kunst, horizontale Distanz zu schaffen und Humor hilft mir dabei, mich für einen Moment zu distanzieren. Das Leben hört aber nicht auf ernst zu sein, weil jemand lacht." Ernste oder auch widrige Umstände mit Humor zu nehmen, ist auch in der Arbeitswelt ein großes Thema.


Von links: Astrid Haucke (Kursleiterin und Clownin), Viktoria Schürmann (Ehrenamtliche) und Adriane Brandt (Leitende Koordinatorin beim Hospizvereins Lebensfreunde Bad Laer). FOTO: MICHAEL C. GORAN


Lachen hält gesund und fit.


Auf die Clownin kommen immer wieder Unternehmer zu, die Gelassenheit und Heiterkeit ins eigene Team integrieren wollen. „Man hat festgestellt, dass humorvolle Führungskräfte auch humorvolle Teams haben. Das macht einen großen Unterschied, da diese die Flexibilität haben, sich widrigen Umständen schnell anzupassen und trotzdem zuversichtlich und wertschätzend mit dem Team bleiben", so Haucke.


Man kann also sagen: Lachen hält gesund und hält geistig fit. Doch Humor ist noch mehr als Lachen, betont die Clownin. „Humor geht viel tiefer. Man wird anpassungsfähiger gegen Überraschungen und kann schnell reagieren. Die Stimmung ist besser und Teams produktiver, haben weniger Krankheitsfälle, kündigen nicht. Das wird später zum Rechenexempel."

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